AP 2.1: Infrastrukturelle Bestandsaufnahme
Die Ver- und Entsorgungsinfrastruktur von verschiedenen Einrichtungen des Gesundheitswesens ist zum aktuellen Zeitpunkt in keiner übergreifenden Datensammlung erfasst. Zudem liegen hinsichtlich des Gesamtabfall- und Abwasseraufkommens aus Einrichtungen des Gesundheitswesens keine gesicherten Daten vor. Momentan liegt es im Ermessen der einzelnen Einrichtungen, inwiefern entsorgungsspezifische Strukturdaten und Stoffströme erfasst werden. Ein Überblick und Vergleich ist ohne direkten Kontakt zu einer Einrichtung mit ausführlicher einrichtungsspezifischer Datensammlung und entsprechender Rücksprache nicht möglich.
Aus diesem Grund werden im vorliegenden Arbeitspaket Daten aus spezifizierten Einrichtungen einer ausgewählten Beispielregion erhoben und kategorisiert und auf eine regionale Ebene übertragen. Insbesondere die Infrastruktur hinsichtlich der Entsorgung und die wasserwirtschaftlichen Randbedingungen werden hierbei berücksichtigt.
AP 2.2: Stoffstromspezifische Untersuchungen geeigneter Verfahren und Aufstellung technologischer Konzepte
Die wissenschaftliche Diskussion bezüglich der Verminderung des Eintrags von Spurenstoffen in die aquatische Umwelt hat zu umfangreichen technologischen Untersuchungen geführt. Dabei wurden unter anderem die Membrantechnologie, die Adsorption an Aktivkohle, die Bestrahlung mit UV-Licht sowie die Behandlung mit Ozon auf Anwendbarkeit und Effizienz im Bezug auf die Entfernung verschiedener Spurenstoffe untersucht. Diese Untersuchungen konzentrierten sich dabei jedoch auf die Entfernung von Pharmazeutika aus dem Abwasser kommunaler Kläranlagen sowie aus Krankenhausabwasser. In diesem Arbeitspaket diese Verfahren für unterschiedliche Abwässer aus anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens angewandt. Neben pharmazeutischen Spurenstoffen werden auch Gentoxizität, Mutagenität sowie Keime bzw. Resistenzgene Bestandteil der Untersuchungen sein. Die Auslegung und Optimierung der Technologien wird in enger Zusammenarbeit mit den Praxispartnern erfolgen. Ziel ist die Erarbeitung von Konzepten zur Abwasserreinigung für die betrachteten Stoffströme.
AP 2.3: Szenarien- und Strategieentwicklung
Aufgrund des demographischen Wandels wird sich die Nutzung von Einrichtungen des Gesundheitswesens in der Zukunft ändern. Die medizinischen Therapien werden sich weiterentwickeln. Die Wasserwirtschaft wird sich an geänderte Forderungen der Umweltpolitik und den Klimawandel anpassen. Wie diese Änderungen im Einzelnen aussehen, lässt sich jedoch nicht vorhergesagen.
Um mit den Ungewissheiten der Zukunft besser umgehen zu können, wird die Szenariotechnik verwendet. Dabei werden mehrere, sich deutlich unterscheidende (möglichst jeweils in sich konsistente) Szenarien entwickelt. Die sich dabei ergebenden Bilder möglicher Zukünfte werden verwendet, um Konsequenzen für strategische Entscheidungen abzuleiten. Die Szenario-Technik hat im letzten Jahrzehnt Eingang in unterschiedliche Bereiche der strategischen Planung, auch in Unternehmen, gefunden und ist auch in der Wasserwirtschaft und in der Nachhaltigkeitsforschung anerkannt. Im Projekt SAUBER + wird die Szenariotechnik verwendet, um unterschiedliche Zukünfte und die damit verbundenen Herausforderungen zu identifizieren. Um möglichst brauchbare Szenarien abzuleiten und daraus Handlungsstrategien abzuleiten, werden die Stakeholder des Projektes partizipativ eingebunden.
AP 2.4: Kosten, Organisationsmodell
Die Abwasserbehandlung findet in Deutschland überwiegend auf zentralen Anlagen statt. Da hier verschiedenste Arten von Abwässern gewerblicher und häuslicher Herkunft vermischt werden, fließen einer zentralen, kommunalen Kläranlage eine Vielzahl verschiedener Stoffe und Substanzen zu. Aus ökonomischer Sicht erscheint es demzufolge vorteilhaft die gezielte Behandlung von bestimmten, nicht flächendeckend auftretenden Substanzen, dort vorzunehmen, wo eine höhere Konzentration derselben auftritt.
Im industriellen Bereich ist eine eigene Abwasserbehandlungsanlage häufig gefordert und somit Stand der Technik und die Einführung gezielter dezentraler Stoffstrombehandlung in Krankenhäusern wird bereits wissenschaftlich diskutiert. Für andere Einrichtungen des Gesundheitswesens wird eine eingehende Untersuchung und Diskussion im Rahmen des Projektes SAUBER+ geschehen. Die dezentrale Behandlung an der Anfallstelle hat jedoch gegenüber der zentralen Behandlung den Nachteil, dass die Bereitstellung qualifizierten Personals deutlich schwieriger sicherzustellen ist und finanzielle sowie organisatorische Aspekte zu berücksichtigen sind. Im Rahmen dieses Arbeitspakets wird anhand von Modellen die Übertragbarkeit der aufgestellten Abwasserreinigungskonzepte in die Praxis evaluiert.
AP 2.5: Risk Governance/Integration
Das Risikomanagement hinsichtlich Gewässerbelastung durch Schadstoffe und Krankheitserreger befindet sich erst in den Anfängen. Daher besteht Bedarf an Konzepten, die Orientierung für eine integrative (Betrachten von wissenschaftlich-technischen sowie gesellschaftlichen Aspekten) Risikosteuerung bieten.
Mit dem im Rahmen des International Risk Governance Council (IRGC) entworfenen Prototyp einer Risikosteuerungskette liegt ein vierphasiges Modell vor, das diesem Bedarf Rechnung tragen soll.
Die erste Phase des Konzepts ist das Pre-Assessment, welches das betrachtete Risiko und die Randbedingungen eingrenzt. Die zweite Phase beinhaltet die wissenschaftliche Erfassung der Risiken (Risk Appraisal) und unterscheidet zwischen Risikoabschätzung (Risk Assessment) und Risikowahrnehmung (Concern Assessment). In der dritten Phase, Risikocharakterisierung (Risk Characterisation) und Risikobewertung (Risk Evaluation), werden alle wichtigen Daten zu den möglichen Auswirkungen der riskanten Produkte/Aktivitäten interpretiert, zusammengefasst und bewertet. Am Ende dieser 3. Phase steht ein Urteil über die Akzeptabilität bzw. Tolerierbarkeit von Risiken. Die vierte Phase betrifft das Risikomanagement (Risk Management). Dort geht es um die Entwicklung und Auswahl von Maßnahmen, um ein nicht tolerierbares Risiko zu vermeiden bzw. so weit zu reduzieren, dass es als akzeptabel angesehen werden kann. Alle vier Phasen sind durch eine intensive Risikokommunikation geprägt.